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Vokalensemble
Rhein-Lahn

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Rhein-Zeitung Ausgabe RLZ vom 11. Dezember 2024
Bericht & Fotos: Ulrike Bletzer

Männerchor begeistert beim Adventskonzert

In der Pfarrkirche St. Martin in Lahnstein wurde es weihnachtlich

Lahnstein. Eigentlich wie immer und doch zwei bis drei Tick anders: Nach einer gefühlten halben Ewigkeit hat der Männerchor Lahnstein sein traditionsreiches Adventskonzert dieses Mal nicht in der Stadthalle, sondern in der Pfarrkirche St. Martin aufgeführt. Und damit in einer Umgebung, die per se für eine Veranstaltung dieser Couleur prädestiniert ist, geht es in der Adventszeit doch um die Geburt Jesu Christi und die damit verbundene frohe Botschaft, die es zu verkünden und zu feiern gilt.

Was der Chor denn auch ebenso ausgiebig wie stimmgewaltig tat. Zum Beispiel mit dem strahlend, mehr noch: jubilierend dargebotenen Adventslied „Tochter Zion, freue dich“, das auf umgetexteten Chorsätzen aus den Händel-Oratorien „Joshua“ und „Judas Maccabäus“ basiert. Oder, ebenfalls im ersten Liedblock, mit dem aus dem liturgischen Umfeld der Christmette stammenden „Andachtsjodler“ im Arrangement von Pasquale Thibaut. Sehr sauber, mit hoher technischer Präzision und Akkuratesse, zugleich aber auch mit enormer emotionaler Ausdruckskraft gesungen – man kennt sie einfach nicht anders, die Sänger des Männerchors Lahnstein. Wobei sie bei diesen beiden Liedern Unterstützung von einem musikalischen Gast bekamen: Der junge Michael vom Dorp begleitete den Chor an der Trompete, was den festlichen Charakter der Beiträge noch intensiver zur Geltung brachte.

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Der Männerchor Lahnstein hatte dieses Mal in die katholische Pfarrkirche St. Martin
zu seinem Adventskonzert eingeladen.

Wieder tolle Gäste dabei
Apropos musikalische Gäste: Es ist Tradition, dass sich der Männerchor Lahnstein für sein Adventskonzert besondere Gesangssolisten oder auch -ensembles mit ins Boot holt. Diesmal fiel der Apfel nicht weit vom sprichwörtlichen Birnbaum: Im Wechsel mit den sonoren Bässen und Tenören des Männerchors erfreute das Vokalensemble Rhein-Lahn als gemischte Truppe das Publikum. Was die beiden miteinander verbindet? Zum einen natürlich ihr gemeinsamer Chorleiter: Das Vokalensemble hat Franz Rudolf Stein 1995 selbst gegründet, den Männerchor (Frohsinn) Lahnstein leitet er fast genauso lang, nämlich seit 24 Jahren. Beide Chöre hat er, im Fall des Vokalensembles sogar mehrfach, zum Meisterchortitel geführt – und beide hatte er, wie kaum anders zu erwarten, auch dieses Mal wieder hervorragend auf ihren Auftritt vorbereitet. Und zum anderen? Beide Chöre haben im kommenden Jahr ein großes Jubiläum vor der Brust: Während das Vokalensemble 30 wird, blickt der Männerchor sogar auf das Fünffache an Jahren zurück – sein Erster Vorsitzender Bernd Geil machte bei dieser Gelegenheit schonmal kräftig Werbung für das große Jubiläumskonzert, das am 7. Dezember, dann wieder in der Stadthalle, zu hören sein wird.

Perfektes Zusammenspiel
Doch jetzt erstmal zurück in die Pfarrkirche St. Martin: Das Vokalensemble Rhein-Lahn rund um seine Chorsprecherin Edith Potthas stieg mit Charles Marie Widors „Sanctus“ aus der Messe fis-Moll des Franzosen Charles-Marie Widor ins Geschehen ein, ließ das spirituell-meditativ, fast könnte man sagen: entrückt anmutende „Ave verum“ in der Fassung von Wolfgang Amadeus Mozart folgen und begeisterte, um fürs Erste nur ein einziges weiteres Beispiel zu nennen, mit dem stark lautmalerisch angehauchten „Gloria dicta sunt“ aus der Feder des zeitgenössischen litauischen Komponisten Vytautas Miskinis. Besonders beeindruckend bei diesem Beitrag: das aparte, perfekt aufeinander abgestimmte Zusammenspiel zwischen die Leichtigkeit, mit der die Sängerinnen und Sänger den Eindruck einer sich innerhalb des Chors fortbewegenden musikalischen Wellenbewegung erzeugten.

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Als Gastchor wirkte dieses Mal das Vokalensemble Rhein-Lahn, das ebenfalls unter der Leitung
von Franz Rudolf Stein steht, am Adventskonzert in Lahnstein mit.

Und die zweite Konzerthälfte?
Die war des besonderen Veranstaltungsorts wegen nicht, wie sonst üblich, durch eine Pause, sondern durch einen besonderen musikalischen Beitrag von der ersten abgetrennt: Der Bad Emser Bezirkskantor Jan Martin Chrost ließ an der Orgel sehr eindrucksvoll Alexandre Guilmants „Introduction et variation sur un ancien noël polonais“ (Einleitung und Variation zu einem alten polnischen Weihnachtslied) erklingen. Von demselben Komponisten hatte Chrost, der auch etliche der Gesangsbeiträge an Orgel oder Piano begleitete, zu Beginn bereits die „Offertoire No. 4 sur le noël ‚Nuit sombre, ton ombre vaut les plus beaux jours‘“ gespielt.

Altdeutsches Weihnachtslied zum Abschluss
Das quirlig-temperamentvoll vorgetragene französische Weihnachtslied „Gloria in excelsis Deo“, der Adventsklassiker „Süßer die Glocken nie klingen“, der im Arrangement von Franz Rudolf Stein eine ganz eigene lautmalerische Note bekam (Stichwort: „Ding-dong“), dazu „Weihnacht, frohe Weihnacht“ und „Stille Nacht“ – der Männerchor überzeugte auch im zweiten Teil der Veranstaltung auf ganzer Linie. Apropos „Ding-dong“: Dieser Textbaustein prägte auch die „Carol of the Bells“, auf einem hohen Niveau vorgetragen vom Vokalensemble, das außerdem mit seinem vollen Chorklang bei „Hark! The Herald Angels Sing“ sowie zwei englischen Weihnachtsliedern in den Bann zog.
Den krönenden Beinaheabschluss dieses Benefizkonzerts, dessen Erlös karitativen Zwecken der Kirchengemeinde St. Martin und St. Damian Rhein-Lahn zugutekommt, bildete schließlich das von beiden Chören gemeinsam vorgetragene altdeutsche Weihnachtslied „In dulci jubilo“. Vorne im Altarraum das Vokalensemble, am anderen Ende der Männerchor, die wie Hall und Echo zusammen wirkten – das hatte was. Beinaheabschluss deshalb, weil danach alle Mitwirkenden inklusive Publikum noch „Macht hoch die Tür“ erklingen ließen. „Das war schön, einfach nur wunderschön“, meinte eine Besucherin, als der letzte Akkord verklungen war. Wogegen man beim besten Willen nicht widersprechen kann.


MGV 1881/1904 Niederlahnstein löst sich auf
Eine traurige Nachricht gab es dann noch gegen Ende des Konzerts leider auch: Otto Kachel, der Vorsitzende des MGV 1881/1904 Niederlahnstein, der sich 2018 unter der Gesamtüberschrift „Männerchor Lahnstein“ zum gemeinsamen Proben und Auftreten mit dem Männerchor Frohsinn Lahnstein zusammengeschlossen hatte, gab bekannt, dass sich der MGV zum Stichtag 31. Dezember auflösen wird. „Es fehlt der Nachwuchs“, so Kachel. Allerdings werden einige MGV-Sänger weiterhin beim Männerchor mitsingen. ubl