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Vokalensemble
Rhein-Lahn

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Rhein-Zeitung Ausgabe RLZ vom 19. Januar 2024
Bericht & Foto: Ulrike Pletzer

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Solist Sebstian Drue forderte zu winterlichen Zeiten "Let the Sunshine in" -
einer der Hits aus dem Musical-Klassiker "Hair".

Musikalisch durch die Jahrhunderte gereist

Vokalensemble Rhein-Lahn, Solisten und Begleitband boten erstklassiges Neujahrskonzert

Nastätten. Ein bisschen lästig, vor allem aber ein untrügliches Zeichen: Für diejenigen, die ohne größeren zeitlichen Puffer zum Neujahrskonzert des Vokalensembles Rhein-Lahn kamen, gestaltete sich die Parkplatzsuche ein wenig schwierig. Im Klartext: Die Veranstaltung im Nastättener Bürgerhaus war – und das bereits Wochen im Voraus – komplett ausverkauft. Den Grund dafür dürften auch diejenigen, die den Chor bis dahin noch nicht kannten, spätestens nach dem ersten Programmpunkt begriffen haben.

Bereits bei dem aus der Renaissance datierenden französischen Trink- und Tanzlied „Tourdion“ von Pierre Attaignant zeigte das 1995 von Franz Rudolf Stein gegründete und bis heute von ihm geleitete Vokalensemble Rhein-Lahn seine ganze Klasse. Punktgenaue Einsätze, bestens geschulte Stimmen und vor allen Dingen ein mitreißender, harmonischer Chorklang – damit verstanden die Sängerinnen und Sänger aus dem Stand heraus zu begeistern. Besonders apart: Die traditionelle, mehrstimmig gesungene Version des Lieds alternierte im weiteren Verlauf mit einer ausgesprochen modern anmutenden instrumentellen Neuinterpretation, bestritten von Klavier und Saxofon. Apropos instrumentell: Für die meisten Konzertbesucher unsichtbar, da in einer Ecke neben der Bühne platziert, aber wundervoll (an-)zuhören war die aus Pianist Harald Meyer, Bassgitarrist Volker Langenbahn, Schlagzeuger Markus Möwis und Saxofonist Bohdan Yakubovskij bestehende Begleitband.

Keine Sorge, nach dem feucht-fröhlichen Einstieg namens „Tourdion“ ging es absolut promillefrei weiter im Programm. Von der Renaissance über Barock, Klassik, Romantik und dann mit einem Riesensprung bis in die 1950er-Jahre führte der erste Teil dieser „musikalischen Zeitreise“, der dem Rückblick gewidmet war. Unmöglich, an dieser Stelle auf alle Beiträge einzugehen. Nur so viel vielleicht: Neben der auf einem weit überdurchschnittlich hohen Niveau angesiedelten Qualität des Dargebotenen war es vor allem der Wechsel zwischen den verschiedenen „Präsentationsformen“, der diesem Abend zu seinem besonderen Reiz verhalf. So begleitete die Begleitband nicht nur, sondern trat auch ganz gesanglos in Aktion – so etwa mit einer von Harald Meyer in die heutige Zeit übertragenen Version von Bachs „Air“.

Wissenswertes und teils auch Überraschendes zu den verschiedenen Stationen der Fahrt hatte übrigens jederzeit „Reiseleiter“ Robin Schneider im Gepäck. Aus seiner Moderation erfuhr man zum Beispiel auch, dass der psychisch erkrankte Robert Schumann glaubte, die Geister verstorbener Komponisten hätten ihm seine „Himmelsahnung“ eingegeben. In Nastätten wurde aus dem Klavierstück ein a cappella vorgetragenes Lied – Chorsängerin Petra Dönges hatte dafür eigens einen einfühlsamen Text geschrieben.

Nach der Pause dann der „Aufbruch“. Will heißen, da oben auf der Bühne ging es immer flotter und fetziger zu. Zum Beispiel bei dem gospelartig angehauchten Lied „Lead Me On“ aus der Feder der zeitgenössischen Komponistin Patsy Ford Simms, das Chor und Band gemeinsam stemmten. Oder beim a cappella vorgetragenen „Ehrenwort“ der 2009 gegründeten Schweizer Gruppe Fäaschtbänkler. Sogar die Komposition „Asturias“ von Isaac Albéniz, dessen Leben 1909 endete, kam an diesem Abend, präsentiert von der Band, auffallend rockig daher.

Und dann waren da natürlich noch die Solisten, die dem Ganzen das i-Tüpfelchen aufsetzten. Jürgen Salzig beispielsweise, der im ersten Teil mit Felix Mendelssohn Bartholdys romantischem Lied „Auf Flügeln des Gesangs“ begeisterte. Oder Melina Stocker, die das Publikum mit dem Rosenstolz-Lied „Liebe ist alles“ in den Bann zog. Nicht zu vergessen natürlich Sebastian Drue, der gleich vier Mal im Einsatz war – darunter mit dem 1955 von Pete Seeger geschriebenen, wieder hochaktuell gewordenen Anti-Kriegs-Lied „Sag mir, wo die Blumen sind“ und dem gemeinsam mit Chor und Band präsentierten „Aquarius/Let the Sunshine in“ aus dem Musical „Hair“ (Kommentar eines Zuhörers: „Der hat absolut jeden Ton getroffen“). Zu den emotional berührendsten Beiträgen des Abends gehörte sicherlich auch die „Pequeña Czarda“ des 2020 verstorbenen Basken Pedro Itturalde, dargeboten von dem jungen ukrainischen Saxofonisten Bohdan Yakubovskij und Pianist Harald Meyer. Kurzum: Die Ovationen im Stehen am Ende waren bei alledem nur so etwas wie die logische Folge.

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Solistin Melina Stocker begeisterte das Publikum mit ihrer Interpretation von „Liebe ist alles“ von Rosenstolz.


Vokalensemble startet Chorprojekt

Gegen Ende des Konzerts ergriff Chorsprecherin Edith Potthas das Wort. Leider habe auch das Vokalensemble Rhein-Lahn in der Pandemie Mitglieder eingebüßt, berichtete sie und machte Werbung für ein sicherlich nicht alltägliches Chorprojekt. „Mit Musik zu Gast in Armenien“ heißt es und hat als Projektziel die Teilnahme an einer kulturellen Veranstaltung der hiesigen armenischen Gesellschaft, die am Sonntag, 5. Mai, in der Kulturfabrik (Kufa) Koblenz stattfindet. Dort wird das Vokalensemble Lieder aus Armenien in Originalsprache singen und diese deutschen Liedern gegenüberstellen. „Dabei kann jeder mitmachen“, so Edith Potthas. Die Chorprobentermine im Bürgerhaus in Dachsenhausen im Überblick: Mittwoch, 31. Januar, 19 bis 20.30 Uhr; Samstag, 24. Februar, 15 bis 17.30 Uhr; Mittwoch, 6. März, 19 bis 20.30 Uhr; Mittwoch, 20. März, 19 bis 20.30 Uhr; Mittwoch, 3. April, 19 bis 20.30 Uhr; Mittwoch, 17. April, 19 bis 20.30 Uhr; Samstag, 27. April; 15 bis 17.30 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Mehr Infos gibt’s bei Chorleiter Franz Rudolf Stein, Tel. 02603/136 32, oder per E-Mail franz-rudolf.stein@gmx.de ubl